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Veranstaltungsberichte

Studie über die steuerlichen Auswirkungen der venezolanischen Migration in Kolumbien: Realität vs. Potential

Präsentation der Ergebnisse

Am 22. April 2024 fand in der Handelskammer Bogotá eine Veranstaltung zur Präsentation der Ergebnisse einer Studie über die steuerlichen Auswirkungen der Migration aus Venezuela in Kolumbien statt, die von der Firma „Equilibrium Social Development Consulting“ erstellt wurde. Ziel war es über eine der größten Migrationswellen der letzten Jahre zu diskutieren. Die Veranstaltung wurde organisiert von den Institutionen, die die Studie unterstützt hatten: die Stiftung “Ideas para la Paz (FIP), Kammer venezolanischer Geschäftsleute, Führungskräfte und Unternehmer im Ausland (CAVEX) sowie die Internationale Organisation für Migrationen IOM und die Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien.

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Die Leiterin der Abteilung „Nationale und Internationale Kooperation“ der Handelskammer, Rosiris Ramos begrüßte die Organisatoren, die diese Studie und ihre Präsentation ermöglicht hatten, wobei sie deren Bedeutung für die Handelskammer und für ganz Kolumbien hervorhob.

 

Es folgten protokollarische Grußworte des Missionsleiters der Internationalen Organisation für Migration IOM in Kolumbien, Fernando Medina; er betonte, dass die vorliegende Studie sich in die regionale Strategie der IOM einfüge, die mit der Organisation der Kammer venezolanischer Geschäftsleute, Führungskräfte und Unternehmer im Ausland (CAVEX) erarbeitet wurde. Diese Organisation bemühe sich den Beitrag der venezolanischen Migranten in Lateinamerika und der Karibik sichtbar zu machen. Medina betonte auch, dass die Migration aus dem Nachbarland ein bedeutendes Phänomen für Kolumbien darstelle; mit 2,86 Millionen Venezolanern auf ihrem Staatsgebiet, sei Kolumbien das Land, das am meisten Migranten aufgenommen habe, wobei bereits über 2,29 Millionen legalisiert werden konnten, was die Bemühungen der kolumbianischen Regierung zeige, den regulären Aufenthalt dieser Menschen zu fördern.

 

Es wurde auch darauf hingewiesen, dass gemäß Daten des Statistischen Amtes (DANE), über 80% der venezolanischen Migranten sich in Kolumbien niederlassen wollen; was das große Potential einer sozio-ökonomischen Integration und die Effizienz der Regierungspolitik in dem Bereich sowie und die Vorteile einer internationalen Kooperation beweise. Die Studie von Equilibrium zeige, dass die Integration der Venezolaner in die kolumbianische Gesellschaft positive Auswirkungen auf die Finanzen des Staates habe; sie tragen mit insgesamt 529 Millionen Dollar entscheidend zur Entwicklung und zum Wohlstand Kolumbiens bei.

 

Der Repräsentant der Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien, Stefan Reith bedankte sich bei allen beteiligten Organisationen und Institutionen, die zur Verwirklichung der Studie beigetragen haben. Weiterhin betonte er, dass die Arbeit der Stiftung sich weltweit auf die Förderung und Verteidigung der Demokratie konzentriere, wobei die Migration ein besonders wichtiges Thema darstelle. Außerdem unterstütze die KAS die politische und soziale Message der Studie, da eine gut gemanagte Migration Vorteile sowohl für die Migranten, als auf für die Aufnahmeländer darstellen könnten.

 

Die Direktorin der Stiftung Ideas para la Paz (Ideen für den Frieden) FIP, María Victoria Llorente dankte allen Anwesenden und den Partnern der FIP, da diese Allianz zur Umsetzung ihrer Arbeit für eine bessere Inklusion der venezolanischen Migranten in Kolumbien beigetragen habe; auch sollte die Mission der Unternehmer für diese Bevölkerungsgruppe analysiert werden. Von Seiten ihrer Organisation werden solche Studien im Rahmen der Friedenskonstruktion erstellt, um die oft fremdenfeindliche Einstellung gegenüber den Migranten aus Venezuela zu bekämpfen. Leider zeige die jüngste Umfrage des Instituts Invamer, dass 66% der Befragten keinen positiven Einfluss der Venezolaner auf die Entwicklung Kolumbiens sehen; daher seien solche Studien von großer Bedeutung, weil sie die allgemein herrschende Meinung widerlegen, dass die Migranten dem Staat nur auf der Tasche liegen.

 

Die Leiterin der Abteilung Regionale Kooperation der schwedischen Botschaft, Karin Metell, bedankte sich bei den Partnern dafür, diese Studie ermöglicht zu haben und betonte, dass Schweden durch die Entwicklungszusammenarbeit dazu beitragen wolle, Grenzkonflikte in Lateinamerika zu lösen. Daher habe die schwedische Regierung gemeinsam mit der IOM zahlreiche Aktivitäten und Projekte organisiert, um die Integration von Migranten in der Region zu fördern. Eines der wichtigsten Projekte in Zusammenarbeit mit CAVEX, seien Studien über den Einfluss der venezolanischen Migration auf die Finanzen anderer Staaten in der Region, die gezeigt haben, dass die Migranten in mehreren Ländern entscheidend zur Verbesserung der Wirtschaft beitragen.

 

Nach diesen Grußworten präsentierte die Leiterin der Abteilung regionale Migrationsprojekte von Equilibrium, Catalina Arenas die Ergebnisse der Studie. Sie erklärte, dass im Jahr 2018 eine Plattform eingerichtet wurde, um die Situation der Migration zu überwachen, als Kolumbien bereits das wichtigste Aufnahmeland mit 648.000 Migranten war. Heute leben 2,8 Millionen Venezolaner in Kolumbien, von denen sich ein Großteil regulär im Land aufhalte; trotzdem gebe es noch viele Herausforderungen.

 

Die Studie wurde nach dem “Schneeballsystem” durchgeführt und mit den Daten der Umfrage des Statistischen Amtes DANE ergänzt, um die Auswirkungen auf Nachfrage und Steuereinnahmen zu analysieren. Anschließend seien besser strukturierte Interviews mit Experten und Akademikern durchgeführt worden, um die Grenzen einer sozio-ökonomischen Integration abzustecken. Es wurden Fokusgruppen, unter anderem mit venezolanischen Frauen, gebildet, um ihre Perspektiven über Hindernisse einer Integration zu verstehen. Abschließend seien die möglichen steuerlichen Auswirkungen analysiert worden.

Die meisten Migranten seien im erwerbsfähigen Alter und ein Großteil davon Frauen, die größte Konzentration finde sich in der Hauptstadt Bogotá, gefolgt von den Departments Antioquia, Norte de Santander, Atlántico und Valle del Cauca. Eine der größten Herausforderungen für die Integration bestünde darin, dass 84% der Venezolaner mit einem Studienabschluss, ihren Titel in Kolumbien nicht validieren konnten, entweder aus finanziellen Gründen oder weil es an der notwendigen Dokumentation fehle, daher müssten diese Menschen informelle Arbeiten annehmen, ohne ein gesichertes Einkommen oder die Möglichkeit einen Kredit aufzunehmen.

 

Was die Frage anbelange wieviel die Migranten finanziell beitragen könne, zeige die Studie, dass an direkten und indirekten Steuern fast 530 Millionen Dollar eingenommen würden, dazu kämen Hilfszahlungen der internationalen Kooperation in Höhe von 500 Millionen Dollar für die Betreuung der Migranten. Wenn mehr Migranten ihren erlernten Beruf ausüben und in das Steuersystem eingebunden werden könnten, könnten die Einnahmen sowohl direkter als auch indirekter Steuern entscheidend verbessert werden.

 

Das folgende Diskussionspanel wurde moderiert von dem Koordinator für Prozesse zwischen Regierungen der IOM, Julio Croci, Teilnehmer waren, die Direktorin des CAVEX, Jaenelie Briceño; der Präsident der venezolanisch-kolumbianischen Handelskammer, Juan Gabriel Pérez; der Repräsentant der NGO Cedrizuela, Ricardo Castillo sowie der Berater des Oberbürgermeisters von Bogotá in Migrationsfragen, Andrés Segura.

Zunächst diskutierte man über die Frage, wie der Unternehmenssektor die Bedeutung der Studie einschätze, vor allem wegen seiner Rolle bei der Integration von Migranten. Jaenelie Briceño meinte, dass die CAVEX die Aufgabe habe, den Unternehmenssektor Venezuelas im Ausland zu einen. Die Organisation habe jedoch beobachtet, dass weltweit viele Barrieren existieren, vor allem bei der regulären Registrierung von Venezolanern. Daher wolle CAVEX vor allem gegen die Fremdenfeindlichkeit gegenüber Migranten ankämpfen, damit venezolanische Bürger Beiträge zum Unternehmenssektor in den Aufnahmeländern leisten können; daher sei die Studie grundlegend für die Anpassung der Migrationspolitik.

 

Anschließend wurde an Juan Gabriel Pérez die Frage gerichtet, wie sich die Perspektive der Handelskammer durch die ständig steigende Zahl venezolanischer Migranten geändert habe und wie die Chancen und Herausforderungen für eine Integration beurteilt werden. Pérez ging zunächst auf die Symbiose beider Länder ein und sah eine große sozialwirtschaftliche Chance für Kolumbien, da es bereits Unternehmen gebe, die aus der venezolanischen Migration entstanden seien. Trotzdem müssten mehr formelle Arbeitsplätze geschaffen und der Zugang zu formellen Krediten für Migranten erleichtert werden.

 

Die dritte Frage wie in Bogotá eine positive Sicht auf die Migranten erreicht werden könne richtete sich an Andrés Segura. Er bezog sich auf die Bemühungen für eine Integration dieser Bevölkerungsgruppe in Bogotá, das zu einem zentralen Punkt nicht nur für Migranten, sondern auch für andere kolumbianische Bürger aus den Regionen geworden sei. Das Bürgermeisteramt arbeite daran, dass Zuwanderer sich als Teil der Stadt fühlten.

 

Zum Ende des Panels teilte Ricardo Castillo seine Erfahrungen als venezolanischer Migrant in Kolumbien seit 2017. Er versuche ständig auch anderen Venezolanern bei der Integration zu helfen, vor allem mit juristischen Angelegenheiten. Er dankte Kolumbien für die Bereitschaft auch weiterhin Venezolaner aufzunehmen.

 

Abschließend kann gesagt werden, dass die Studie von Equilibrium einen positiven Impakt der Migration für Kolumbien und wichtige Beiträge zu den Finanzen des Landes aufzeigt.  Wenn es auch Fortschritte bei der legalen Registrierung und bei der sozialwirtschaftlichen Integration der Migranten gibt, so bestehen doch immer noch Hindernisse wie die Validierung venezolanischer Studienabschlüsse oder der Zugang zu formellen Arbeitsplätzen. Es ist unabdingbar gegen die Xenophobie anzukämpfen und politische Strategien für eine bessere Integration zu fördern. Die internationale Kooperation, wie zum Beispiel die IOM, die KAS Kolumbien oder die schwedische Regierung spielen dabei eine wichtige Rolle.

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